28.10.2008

BÜCHER ALS BEZAHLUNG - DIE NEUE FORM DER AUSBEUTUNG BRASILIANISCHER SCHRIFTSTELLER

In Brasiliens Verlagswesen macht sich eine neue Unsitte breit. Den angehenden Autoren wird eine kostenlose Teilnahme an einer Anthologie angehender Schriftsteller mit einer Mindestauflage von 1000 Exemplaren versprochen.

Der Haken ist: der Autor verpflichtet sich, innerhalb von dreissig Tagen (Verlag Andross) 10 bzw. 20 Exemplare (je nach Art der Anthologie - Verlag Andross und Baraúna) zu verkaufen (so kommt die garantierte Mindestauflage zustande), um sich an den Produktionskosten zu beteiligen.

Der Autor ist also gleichzeitig der Schöpfer des Werkes mit den Urheberrechten, trägt einen Teil der Produktionskosten und muss sich auch noch als Buchhändler betätigen.

Was bekommt er dafür ? Für die Urheberrechte, die er laut Verlagsangaben niemals aus den Händen gibt, weil er nur einen Editionsvertrag abschliesst, 10% (Angaben des Verlages Andross) der verkauften Bücher. ABER und jetzt halten Sie sich fest: diese 10% werden in Büchern "gezahlt", d.h. ein im Direktvertrieb verkauftes Buch (incl. Gewinn) = ein Buch zum Herstellungspreis (Herstellungskosten).

Der Verlag kauft also eigentlich nichts, sondern erbringt Dienstleistungen. Es fragt sich, warum der Autor dann nicht in irgendeiner angemessenen Form an den Gewinnen beteiligt wird.

Der Verlag speist den Autoren und Buchhändler in eigener Sache mit ein paar Büchern ab, deren Herstellungskosten nach Deckung der Anfangskosten sehr niedrig sind und streicht den gesamten Gewinn ein, so als hätte er etwas verkauft. Werbetechnisch hat er es vermutlich: die Illusion von 15 Minuten Ruhm.

Der arme angehende Schriftsteller, oft sehr jung, wird Augen machen, wenn er begreift, dass die 1000 Exemplare wahrscheinlich nicht gelesen werden, sondern in der Schublade von Freunden, Familienangehörigen oder Nachbarn verschwinden und er mit dem Buch nicht einmal ein Negerkussbrötchen kaufen kann.

Und während der Autor ins Mittelalter zurückgeschubst wird und Tauschgeschäfte tätigen muss, sonnt sich der spitzfindige Verlagsinhaber an seinem Pool.

Nach Angaben der Seite minharua.com lag die Schätzung der Editora Andross für 2007 mit diesem Modell bei einer Steigerung von 75% des Umsatzes.

2 Kommentare:

The Confused Loser hat gesagt…

man fragt sich, wovon manche menschen leben…

Vladimir Golombek hat gesagt…

wahrscheinlich von Illusionen, solange Pappi das Essen auf den Tisch stellt