11.11.2008

Lodernde Flammen, 5

Er versuchte alles, sogar den Sänger von The Fall zu imitieren, konnte aber fast die ganze Nacht nicht schlafen. Dementsprechend übel sah er aus, als er zwei Stunden früher als sonst im Büro auftauchte. Blondie mochte es kaum glauben, ihr derber Humor ließ trotzdem nicht lange auf sich warten:
- Du siehst aus wie ein totes Pferd - nach dem Fleischwolf.

Er sah sie offenbar mit einem Blick an, der es ihr kalt den Rücken hinuntertrieb, begriff instinktiv, dass er jetzt vor allen Dingen Ruhe bewahren und gute Miene zum bösen Spiel machen musste. Er rang sich ein Lächeln ab, wartete einen Moment, seufzte und antwortete:
- Du wirst lachen, genauso fühle ich mich, wenn nicht schlimmer

Die Arbeit ging nicht so richtig voran, Fallstricke, Rücksprachen, was wollte er denn nun schon wieder von ihm. Dann entdeckte er einen Riesenpatzer. Scheiße dachte er, mein Gott, warum kannst du dich nicht einmal fünf Minuten konzentrieren. Schließlich klingelte das Telefon erneut.
Es war wieder der mit dem Brandfleck. Die Akte ist noch nicht da, fiel er dem Anrufer patzig ins Wort.

- Dann tun Sie mir doch bitte den Gefallen, danach zu suchen, das wäre wirklich sehr nett, es ist wichtig.
- Aber gern, antwortete er und legte auf, als auch schon seine Kollegin heranstürmte, bewaffnet mit einem Mett- und einem Käsebrötchen und mit vollem Mund hervorstieß:

- Hast du schon gesehen, da hats einen erwischt, gestern, muss so um 6 gewesen sein. Wann bist du gegangen ?
- Kurz vor 6.
- Dann musst du doch irgendwas mitbekommen haben.
- Null, war wohl schon weg.
- War ein junger Mann, liegt im Koma, hab ich gehört. Das kommt von der Raserei. Bei dem Regen, den wir gestern hatten.
- Tja, so kanns gehen, sagte er und lächelte ihr boshaft zu.

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